Region für kluge Köpfe

Interview mit den Wirtschaftsförderern Nicole Bramlage und Dirk Gehrmann

Niemand, der ein Unternehmen gründet, ist auf sich allein gestellt. Viele Stellen bieten Unterstützung an, so auch die Wirtschaftsförderungen der Landkreise Cloppenburg und Vechta, die von Dirk Gehrmann bzw. Nicole Bramlage geleitet werden. Im Interview erläutern sie, was sie für Gründer tun können.

Frage: Herr Gehrmann, mit dem Projekt Start:Punkt versucht sich das OM als Gründerregion zu etablieren. Welche Strategie steckt dahinter?

Dirk Gehrmann: Das Oldenburger Münsterland liegt im Niedersachsenvergleich nachweislich an der Spitze der gründungsintensivsten Regionen. Im IHK-Bezirk Oldenburg rangiert der Landkreis Cloppenburg sogar regelmäßig auf einem der ersten Plätze. Dennoch stellen wir immer wieder fest, dass viele Unterstützungsangebote bei potenziellen Gründern nicht oder nur unzulänglich bekannt sind. Daher müssen wir die Kommunikation verbessern und die Angebote der vielen Partner im Themenfeld Existenzgründungsberatung unter einem Dach bündeln. Zunehmend geht es auch darum, den ausgeprägten Unternehmergeist in der Region mit exzellenten Netzwerkmöglichkeiten für Firmenstarter überregional bekannt zu machen – auch mit dem Ziel, neue Firmen mit regionalen Unternehmen gemeinsam zu entwickeln. An- und Ausgründungen sind für größere Firmen im OM eine interessante Chance der Weiterentwicklung, um kluge Köpfe einzubinden, gerade in technologischen Fragestellungen wie der Digitalisierung.

Frau Bramlage, mit welchen Argumenten können Sie Existenzgründer vom Standort Oldenburger Münsterland überzeugen?

Nicole Bramlage: Das Oldenburger Münsterland ist eine junge und dynamische Region und Heimat vieler erfolgreicher Unternehmen. Wir sind nicht Berlin, Hamburg oder München und die Anonymität einer Großstadt ist hier ein Fremdwort. Hier werden persönliche Kontakte wertgeschätzt und auch gepflegt. Dadurch ergeben sich Wege zu schnellen und unkomplizierten Lösungen, denn wir sehen nur Herausforderungen, keine Probleme. Die Wirtschaftsförderungen beraten Existenzgründer individuell und binden Experten, etwa beim Technologietransfer, von Anfang an mit ein. Somit werden direkt Netzwerke geknüpft, die von entscheidender Bedeutung sind.

Gründer brauchen am Anfang vor allem Kontakte. Warum sind Sie hier in der Region dafür genau an der richtigen Adresse?

Gehrmann: Weil wir mit allen in Frage kommenden Partnern zusammenarbeiten und die relevanten Stellen und Netzwerke für die Gründer persönlich kennen. In Gesprächen geht es zwar zuerst immer um Businessplan und Finanzen, sehr schnell dann aber auch um Fragen des Marktes und der Produktpositionierung. In allen Branchen ist Marketing zunehmend wichtig. Da kann beispielsweise für einen neuen Händler auch die Kontaktherstellung zum örtlichen Handels- und Gewerbeverein bzw. zum Stadtmarketing sehr wertvoll sein. Auch unsere Wissens- und Technologietransferberatung spielt je nach Branche eine wichtige Rolle, gerade bei der Kontaktherstellung zu Hochschulen und Experten.

In der Vergangenheit wurden viele europa- und weltweit bekannte Unternehmen im Oldenburger Münsterland gegründet. Wie wirkt sich das aufs Gründerklima aus?

Bramlage: Wir arbeiten an einer gemeinsamen Markenstrategie für das Oldenburger Münsterland, um überregional und auch international noch bekannter zu werden. Natürlich sind europa- und weltweit bekannte Unternehmen aus dem OM dabei die Zugpferde für die Bekanntheit unserer Region. Aber diese machen die Region nicht allein aus, denn es sind vielmehr die Menschen, die hier geboren und ihre Ideen, die hier verwirklicht werden. Es gilt, ein positiv besetztes Image aufzubauen und zu pflegen, um für Gründer attraktiv zu sein.

Wie unterstützen die Wirtschaftsförderungen der Landkreise junge Gründer in den Bereichen Finanzierung und Förderung?

Gehrmann: Beide Landkreise bieten seit Jahren ein attraktives, schlankes Förderprogramm für Existenzgründung und Betriebsnachfolge an. Die Region stellt dafür jährlich rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Daraus können Gründer bis zu 10.000 Euro pro neu geschaffenem Dauerarbeitsplatz, in Summe maximal 50.000 Euro, als Zuschuss bekommen. Ein gutes Startpaket, das zur Erhöhung der Eigenkapitalquote auch bei den Bankgesprächen hilfreich ist. Zusätzlich informieren wir bei den Existenzgründungsberatungen über die vielfältigen Fördermöglichkeiten auf Landes- und Bundesebene. Bei der Finanzierung der Gründung arbeiten wir eng mit den regionalen Banken und Steuerberatern zusammen und informieren über verschiedene Wege der Kapitalbeschaffung, wie zinsgünstige Darlehen, aber auch Beteiligungskapital.

Bleiben Sie auch nach der Gründung mit den Startern in Kontakt?

Gehrmann: Ja, sehr gern sogar, weil sich nach den ersten erfolgreichen Monaten oft die Frage nach weiteren Förderquellen für die Firmenexpansion und neue Unternehmensziele stellt.

Das Oldenburger Münsterland entwickelt sich ständig weiter. In welchen Branchen sehen Sie für Gründer hier besonders gute Chancen?

Bramlage: Im Agrar- und Ernährungsbereich sowie im Kunststoffsektor haben wir Know-how auf Weltniveau. Dieses Wissen, gepaart mit Innovationsfähigkeit und einem stetigen Streben nach Verbesserung bietet Gründern besonders gute Chancen. Insbesondere im Hinblick auf die Transformation der Landwirtschaft und den Klimawandel bietet sich Gründern gerade in diesen Branchen ein breites Betätigungsfeld.